
Die M LINE FACTORY von Concept Laser
Im November 2016 öffnete ein renommiertes Unternehmen für additive Fertigungsverfahren in einer vollgepackten Frankfurter Messehalle ein Fenster in die Zukunft: Zu sehen war ein neuartiges, modulares Maschinenkonzept, das Bauteile zwischen Metall-AM und Verarbeitungseinheiten für die Serienproduktion transportiert. Zwei Jahre später wurde auf der Formnext 2018 die Kundenreife dieser Technologie bekanntgegeben. Bei diesem Unternehmen handelt es sich übrigens um Concept Laser, das seit Ende 2016 Teil von GE Additive ist, ein Tochterunternehmen von General Electrics. Die Technologie ist Concept Lasers M LINE FACTORY, die wirtschaftliche Serienproduktion additiver Metallbauteile mittels direktem Metall-Lasersintern (Direct Metal Laser Sintering) ermöglicht.
Das modulare System besteht auszwei unabhängigen Maschineneinheiten: M LINE FACTORY LPS (Laser Processing Station) und MHS (Material Handling Station), die es ermöglichen Produktionsabläufe parallel statt sequentiell ablaufen zu lassen. Das Resultat: geringere Stillstandzeiten und gesteigerte(r) Verfügbarkeit und Output der Prozesskette.
Seit ihrem Debüt wurde M LINE FACTORY, GEs zweiter Hardware-Launch in diesem Jahr, strengen Funktionskontrollen unterzogen, die in einer Optimierung der Bauweise und der Automatisierungsleistungen gipfelten. Der Bauraum der M LINE FACTORY LPS wurde auf 500 x 500 x bis zu 400 mm³ vergrößert und die Maschine ist wahlweise mit ein bis vier Laserquellen mit je 1000 Watt Laserleistung ausgestattet.
Im Gespräch mit TCT auf der Formnext 2018 erklärte Christine Furstoss, Vice President & Chief Technology Officer von GE Additive, wie Kunden mithilfe des neuen Maschinenkonzepts optimale Konfigurationen finden können, die speziell auf ihre Produktionsstätte oder ihr Produkt zugeschnitten sind.
„M LINE ist nicht nur die Fabrik der Zukunft, sondern auch ein Statement zur Leistungsfähigkeit der additiven Fertigung“, sagte Furstoss dem TCT Magazin. „Es ist unsere erste komplett softwaregesteuerte Maschine für die neue modulare Maschinensoftware CL WRX 3.0. Sie können innerhalb der Software eine Simulation der digitalen Fabrik ausführen. Für uns repräsentiert das das Zusammentreffen von digitaler und physischer Welt. Solche Aussagen klingen zunächst sehr beeindruckend, aber was wollen wir eigentlich damit sagen? Wir wollen damit sagen: Diese Simulationen sind glaubwürdig. Wir wollen damit sagen: Es ist möglich, im Hinblick auf das zu produzierende Bauteil First Time Yield zu erzielen, sprich das Teil entspricht den gewünschten Vorgaben.“
Software war ein großes Thema auf dem GE-Stand, wo das Unternehmen seine Strategie präsentierte. Gespräche mit anderen Herstellern auf der Messe ergaben ebenfalls, dass man sich der Schlüsselstellung von Software zunehmend bewusst ist. Um dieser Herausforderung zu begegnen, erwarb GE Additive letztes Jahr das belgische Privatunternehmen GeonX, Entwickler von Simulationssoftware. Außerdem kündigte der US-amerikanische Konzern Branchenpartnerschaften mit Autodesk, PTC, Siemens PLM, Vera Security und Dassault Systemes an.
Revolution in kleinen Schritten
Eine der ersten Maxime zum Zeitpunkt der Gründung von GE Additive war „die additive Revolution zu beschleunigen“. Zwei Jahre später sprach Furstoss von einer eher pragmatischen Herangehensweise. Eine Revolution sei zwar durchaus möglich, aber der Begriff „Offenbarung“ würde den gegenwärtigen Stand der Industrie besser beschreiben, räumte die Vizepräsidentin ein.
„Wir müssen jetzt herausfinden, wie wir das Ganze industrialisieren können“, vertiefte Furstoss diesen Gedanken. „Wenn wir in der Lage sind, eine kleine Autowerkstatt für additive Fertigung zu begeistern, weil man Ersatzteile selbst drucken kann, statt sie auf Lager zu haben, dann hat Additive gewonnen. Dies ist meine Mission: AM für jeden zugänglich und leicht einführbar zu machen. Das wäre eine Revolution, denn dann kann AM wirklich Geschäftsmodelle verändern.“
GE ist in der einzigartigen Position, auf knapp drei Jahrzehnte als AM-Endnutzer zurückzublicken. Auf diesen Erfahrungsschatz beruft sich der US-Konzern jetzt, um mit seinem AddWorks-Team Engineering-Services und Industrialisierung von Dienstleistungen über Design hinaus bis hin zu Fertigungseinrichtungen und Qualitätskontolle anzubieten. „Wir reden von Strategien für eine gesamte Fabrik oder Produktionsstraße bei denen wir von einem Teil ausgehen und den additiven Prozess darauf aufbauend entwickeln. Für mich als Ingenieurin ist das sehr aufregend.“