
Beispiel 1 - 3D-gedrucktes, konfigurierbares Robotik-Greifsystem
Beispiel 1 - ein 3D-gedrucktes, konfigurierbares Robotik-Greifsystem
trinckle führte 2015 sein Software-System paramate ein, das sich seitdem als zukunftsweisendes Werkzeug für die kundengerechte Anpassung komplexer Produkte etabliert hat. Angefangen von Prothesen bis hin zu Schmuck kann paramate für die Erzeugung kundenindividueller Produkte in diversen Industrien eingesetzt werden. Ein zufälliges Zusammentreffen mit Hannes Kuhn, dem Geschäftsführer von Kuhn-Stoff, einem 3D-Fertigungsdienstleister von Produkten wie Robotikkomponenten, machte trinckle auf eine Marktlücke aufmerksam – gleichzeitig eine ideale Anwendung für trinckle paramate.
Die Konstruktion von Robotikkomponenten kann mühselig, minutiös und zeitraubend sein. Diese Teile müssen zudem oftmals zur Gewährleistung optimaler Funktionalität an den kundenspezifischen Anwendungsfall angepasst werden. Kuhn erklärte diese Herausforderungen Florian Reichle und Gunnar Schulze, den Mitbegründern von trinckle, die dann wiederum paramate als mögliche Lösung vorschlugen. In Kooperation versuchten die beiden Unternehmen dann das Potential von paramate zur Automatisierung des Konstruktions- und Produktionsprozesses von Robotergreifern einzusetzen.
Die Kosteneffizienz bei der Produktion kundenindividueller Produkte hat zu der Massenadoption der 3D-Drucktechnologie im Bereich des Gesundheitswesens, der Zahnmedizin und der Verbrauchsgüter geführt. paramate unterstützt das Konzept der Kundenanpassung und ermöglicht auch Anwendern ohne CAD-Fähigkeiten mit Hilfe einer benutzerfreundlichen Schnittstelle die millimetergenaue Konfiguration eines Produkts entsprechend ihrer Bedürfnisse. Bei der Konfiguration von Robotergreifern erfasst die web-basierte Software die gewünschten Parameterwerte wie Anzahl und Position der Greifpunkte und erstellt gemäß dieser Angaben die letztendliche Form. Dies führt zur erheblicher Zeiteinsparung und Vermeidung von Komplexität für die Anwender, die eine schnelle und effiziente Lösung suchen.
trinckles CEO Reichle meint bescheiden, dass die Konfiguration von Robotergreifhänden im Vergleich zu z.B. einer patientenspezifischen medizinischen Prothese möglicherweise ‚etwas trocken‘ sein könnte. Interesse hängt jedoch von persönlicher Faszination ab. Für Hersteller zählt letztendlich das als Geschäft. Und eine Designsoftware, die die Skalierbarkeit eines Geschäftsmodells sicherstellt, ist für sie auf keinen Fall langweilig. Vielmehr liefert sie bedeutende Vorteile und neue Möglichkeiten für die Herstellung kundenindividueller Produkte.
„Wenn wir über Customization sprechen, dann denken die Leute vielleicht zunächst an die kundenspezifische Fertigung von Schmuck oder ein Smartphone-Case, bei dem man z.B. die Farbe ändern kann und einen Namen aufprägen kann. Für uns sind dies eher simple Formen der Kundenindividualisierung,“ erklärt Reichle TCT. „Für uns geht es bei der Kundenanpassung eher um wirkliche Zusatznutzen, um kundenindividuelle Funktionen, wie z.B. den Robotergreifern. Es gibt viele Fälle, bei denen man ein bestimmtes Greifsystem benötigt, um sicherzustellen, dass die Applikation optimal funktioniert, und wenn man das alles von Hand entwickeln muss, nimmt dies sehr viel Zeit in Anspruch.

Beispiel 2 - 3D-gedrucktes, konfigurierbares Robotik-Greifsystem
Beispiel 2 - 3D-gedrucktes, konfigurierbares Robotik-Greifsystem
„Mit einem spezifischen Greifsystem kann man eine Menge Probleme handhaben, was man vorher möglicherweise nicht konnte. Das Gleiche trifft in der medizintechnischen Industrie für Prothesen, Implantate oder Hörgeräte zu; sie werden patientenspezifisch angepasst und erhalten so eine bessere Passform. Zusätzlich erfahren sie eine ästhetische Wertsteigerung. Das kann man nicht mit dem Namen auf einem Smartphone-Case vergleichen. Wir wollen ein Produkt funktional besser machen und Mehrwerte für den Nutzer generieren.“
Hannes Kuhn traf vor etwas über einem Jahr auf einer Ausstellung mit dem trinckle-Team zusammen und es wurde schon bald offensichtlich, dass die paramate-Software genau das war, was er benötigte. Er erklärte Reichle die Einschränkungen und Herausforderungen, denen er beim Bau von Greifersystemen gegenüberstand. Unter anderem ging es hierbei darum, die Luftkanäle optimal zu positionieren. Für die manuelle Konstruktion eines Greifersystems benötigt ein Industriedesigner im Schnitt bis zu acht Stunden. Die komplexen Designaufgaben, die sich bei jeder Kundenanfrage wiederholen, machen kundenindividuelle Robotergreifer zu einem idealen Kandidaten für die Automatisierung mit trinckles paramate.
Die mit paramate entwickelte Web-Applikation kann den Anwendern für jede einzelne Variante Stunden an Konstruktionsaufwand einsparen. Gerade dieses Automatisierungspotential macht die Stärke von paramate aus. Auf der Basis parametrischer Designprinzipien gibt paramate dem Anbieter die Freiheit, für jedes konfigurierbare Produktelement einen zulässigen Parameterbereich zu definieren. Diese vordefinierten Grenzen gewährleisten Funktionalität und Stabilität, während Algorithmen im Hintergrund die komplexere Konfiguration übernehmen. Hierdurch kann Hannes Kuhn die erheblichen Designherausforderungen meistern und gleichzeitig ausreichend Flexibilität hinsichtlich der spezifischen Bedürfnisse seiner Kunden einräumen. Dass die Konfiguration im Web abläuft, ist für Kuhn besonders wichtig. Endanwender haben so Zugang zu einem einfacheren und schnellen Designprozess.
Zusätzlich ermöglicht die paramate-Plattform, dass mehrere Komponenten simultan arrangiert werden könnten und bietet sicheres und skalierbares Web-Hosting auf Cloud-Basis, wodurch Produktdaten sicher aufbewahrt werden. Hieraus ergibt sich das Potential für ein geschütztes, praktisches, kundenindividuelles Design innerhalb weniger Minuten oder vielleicht sogar Sekunden.
„Nachdem wir Kuhns Designregeln und Parameterbereiche in das System implementiert hatten, konnte er einfach definieren, was er wollte, und die Applikation kann einfach automatisch das Greifersystem berechnen,“ fügt Reichle hinzu. „Dank paramate wurde die Designzeit von acht Stunden für eine Greiferhand auf wenige Minuten oder Sekunden reduziert. Die additive Fertigung der Greiferhand selbst ist nicht zu kostspielig, aber acht Stunden für die Konstruktion waren einfach zu lang - die entscheidende Hürde für das Greifersystem.“

paramate
Mit paramate können Sie die Robotik-Greifsysteme nach Ihren Anforderungen konfigurieren
Obwohl die paramate-Software offensichtlich schon sehr leistungsfähig ist, ist trinckle kein Unternehmen, das sich auf seinen Lorbeeren ausruht. Gunnar Schulze, trinckles Technischer Leiter beabsichtigt, weitere auf dem Markt verfügbare CAD-Systeme zu integrieren, um den Anwendungsbereich von paramate zu erweitern und seine Fähigkeit zur Herstellung konfigurierbarer Produkte zu vergrößern. Schulze ist zurückhaltend und vermeidet es, Namen zu nennen. Er gibt jedoch zu verstehen, dass es eine Liste potentieller Kandidaten gebe und dass vor Jahresende zumindest ein neues Programm angekündigt würde.
trinckles Ambitionen hören hier aber nicht auf. Das deutsche Unternehmen möchte in der sich ständig weiterentwickelnden Welt der additiven Fertigung eine wichtige Rolle spielen.
„Vielleicht ist noch etwas Wunsch dabei, aber ich stelle mir vor, dass paramate eine relevante Rolle im Konzept der Smart Factory einnehmen kann,“ erklärt Schulze TCT. „Wenn wir an moderne Produktionseinrichtungen denken, die sehr wandlungsfähig sind, die schnell auf die Herstellung neuer und unterschiedlicher Produkte umgestellt werden können, dann kommt auch der Punkt, an dem einige Elemente schnell modifiziert und neue, kundenindividuelle Elemente kurzfristig konstruiert werden müssen. In diesem bestimmten Bereich der Automatisierung sehe ich paramate als Lösung.“
trinckle hat seit der Gründung im Jahr 2013 eine beachtliche Entwicklung hinter sich gebracht, um eine so führende Position einzunehmen. Mit Cloud-basierter CAD-Software und einem 3D-Druckservice, mit dem Anwender ihre Ideen und Produktkonzepte in die Tat umsetzen können, hat sich trinckle in der additiven Fertigungsindustrie etabliert. 2015 wurde trinckle als eines von fünf Start-Ups auf der formnext powered by TCT ausgezeichnet; ein Award, der dem jungen Unternehmen viel Aufmerksamkeit einbrachte.
Die paramate-Software als neuestes Produkt am Markt verstärkt diese Wachstumsposition. Dies zeigt sich vor allem in Situationen, in denen potentielle Kunden selbstständig mit eigenen Anwendungsideen auf das Unternehmen zukommen.
„Wir haben festgestellt, dass mehr und mehr Unternehmen Interesse an 3D-Druck haben, und alle die wir treffen, sind an unseren Lösungen interessiert,“ sagte Reichle abschließend. „Das erste Feedback, das wir zu paramate erhielten, war positiv. Seit diesen Anfängen hat es sich erheblich entwickelt und die Leute sind von den Möglichkeiten begeistert. Und heute erlebe ich es manchmal, dass mir Kunden von sich aus Anwendungsmöglichkeiten für paramate vorstellen und nicht umgekehrt.“